Krebsrisiko beginnt früher als gedachtPräklinische Adipositas: Verstecktes Krebsrisiko schon vor ersten Symptomen

Daniela Lukaßen-Held

Noch bevor Organe Schaden nehmen, kann Übergewicht das Krebsrisiko deutlich erhöhen – eine neue Studie zeigt Zusammenhänge mit 11 Tumorarten und fordert ein Umdenken in der Früherkennung.

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Präklinische Adipositas, also Adipositas, bei der noch keine Organfunktionsstörungen festgestellt wurden, war mit elf Krebsarten in verschiedenen Organsystemen verbunden.

Die sogenannte präklinische Adipositas – gemeint ist erhebliches Übergewicht, bei dem  noch keine Organfunktionsstörungen festgestellt wurden – ist aktuellen Studiendaten zufolge mit 11 Krebsarten in verschiedenen Organsystemen assoziiert. Dies gilt für Leber, Darm und Pankreas, aber auch für Prostata, Endometrium, Brust und Blase.

Basis dieses Studienergebnisses sind Daten von 455.342 Menschen aus der UK Biobank, einer Kohortenstudie mit Teilnehmenden zwischen 40 und 69 Jahren, die zwischen 2006 und 2010 rekrutiert wurden. In Fragebögen und Interviews sowie mithilfe von Proben und Untersuchungen waren Daten etwa zu soziodemografischen Faktoren und Lebensstilverhalten gesammelt worden. 

Karzinogenese vor Organfunktionsstörungen 

In der Nachbeobachtungszeit von 11,6 Jahren kam es zu 47.060 Fällen von Krebserkrankungen. Die Wissenschaftler schätzen, dass 5,5% der adipositasassoziierten Krebsfälle auf präklinische Adipositas zurückzuführen waren. 4,3% der adipositasassoziierten Krebsfälle gingen Schätzungen der Wissenschaftler zufolge auf eine klinische Adipositas zurück. Das Team geht davon aus, dass die adipositasbedingte Karzinogenese beginnt, bevor Störungen klinisch nachweisbar sind. Aufgrund dessen sprechen sie sich für eine frühe Risikoidentifizierung aus.

Quelle: Leitzmann MF et al. eClinicalMedicine, Volume 83, 103247