Tötung auf VerlangenErmittlungen weiten sich aus: Ehefrau unter Verdacht

Ein Arzt aus dem Kreis Pinneberg steht im Verdacht, ältere Patienten getötet zu haben – nun geriet auch seine Ehefrau ins Visier der Ermittler. Die Zahl der Fälle steigt, das Motiv bleibt rätselhaft.

Die Polizei in Schleswig-Holstein ermittelt jetzt auch gegen die Ehefrau des bereits angeklagten Mediziners  auch
dpaMarcus Brandt/dpa
Die Ermittlungen der Polizei in Schleswig-Holstein laufen auf Hochtouren: Jetzt geriet auch die Ehefrau des bereits angeklagten Mediziners in Visier.

Itzehoe (dpa) – Die Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Tötung von älteren Patienten gegen einen Arzt aus dem Kreis Pinneberg (►wir berichteten) weiten sich aus. «Wir ermitteln auch gegen eine weibliche Beschuldigte wegen des Anfangsverdachts der Tötung auf Verlangen», sagte der Itzehoer Oberstaatsanwalt Peter Müller-Rakow der Deutschen Presse-Agentur. Nach dpa-Informationen handelt es sich dabei um die Ehefrau des Mediziners. Zuvor hatte das «Hamburger Abendblatt» berichtet.

Ermittler prüfen über 20 Todesfälle seit 2020

Müller-Rakow verwies darauf, dass es sich um ein «hochkomplexes Ermittlungsverfahren» handele, dass eine gewisse Zeit in Anspruch nehme. Die Zahl der Fälle sei gestiegen. Nach früheren dpa-Informationen hatten die Ermittler bereits 15–20 Fälle im Blick. Die Staatsanwaltschaft spricht weiter von einer niedrigen 2-stelligen Zahl an Fällen, der Tatzeitraum liegt zwischen 2020 und 2025.

Exhumierungen und toxikologische Spuren

Ende Juni gab es im Zuge der Ermittlungen bereits 3 Exhumierungen auf dem Friedhof in Barmstedt (Kreis Pinneberg). Nach Angaben der Staatsanwaltschaft sind weitere nicht ausgeschlossen. «Es liegen mittlerweile vorläufige Ergebnisse von rechtsmedizinischen und toxikologischen Untersuchungen vor, deren Inhalte ich aber der Öffentlichkeit natürlich aus ermittlungstaktischen Gründen nicht mitzuteilen vermag», sagte Müller-Rakow.

Nach Informationen des «Hamburger Abendblatts» wurde in den vergangenen Wochen in der Rechtsmedizin in Hamburg untersucht, ob die Werte beispielsweise für Morphium, das zur Schmerzlinderung eingesetzt wird, in den Haaren, die auf die Dauergabe hinweisen, und in den Körperflüssigkeiten der Leichname deutlich voneinander abweichen. Laut dem Blatt sind vereinzelt auffällig hohe Dosen gefunden worden. Diese müssten nun mit der medizinischen Situation des Patienten vor dem Tod verglichen werden.

Brisante Wendung: Anzeige nach der Trennung

Das Verfahren gegen den Arzt läuft bereits seit dem 3. Juni. Wie die «Bild»-Zeitung berichtete, soll die Ehefrau den Mediziner angezeigt haben, nachdem sie sich von ihm getrennt hatte. Sie soll zusammen mit ihrem Mann in der Praxis gearbeitet haben.