
Ein heißer Sommer kann lebensgefährlich sein – besonders für ältere und vorerkrankte Menschen. Ärztlicher Rat und Prävention sind jetzt wichtiger denn je.
Hitzewellen sind kein seltenes Wetterphänomen mehr, sondern ein wachsendes Gesundheitsrisiko – auch in Deutschland. Studien zufolge hat sich die Zahl der Tage mit Temperaturen über 30 °C seit den 1950er-Jahren verdreifacht. „Unser Körper ist bei großer Hitze extrem gefordert. Für Menschen mit internistischen Erkrankungen kann das lebensbedrohlich werden – insbesondere, wenn sie Medikamente einnehmen oder unter Kreislaufproblemen leiden“, erklärt Prof. Frank Lammert, Sprecher der DGIM-Arbeitsgruppe Gesundheit und Klima.
Besonders problematisch sind hohe Temperaturen bekanntermaßen für Patientinnen und Patienten mit Diabetes, Herzinsuffizienz oder Nierenerkrankungen: Blutzuckerwerte können bei Hitze entgleisen, der Blutdruck kritisch abfallen oder sich bereits bestehende Organschäden verschärfen. „Viele Menschen unterschätzen die Wirkung von Hitze auf die inneren Organe. Gerade bei Älteren, Vorerkrankten und Menschen unter starker körperlicher Belastung können Flüssigkeitsmangel und Hitzestress die Nieren akut schädigen“, warnt Prof. Dagmar Führer-Sakel, Essen, Vorsitzende der DGIM.
Sechs Tipps gegen Hitzestress
1. Regelmäßig über den Tag verteilt Trinken – auch ohne Durst-Gefühl
Zwei bis drei Liter sind ein Richtwert, bei starkem Schwitzen oder körperlicher Aktivität auch mehr. Besonders geeignet sind Wasser, ungesüßte Kräutertees oder stark verdünnte Saftschorlen. Bei Herz- oder Nierenerkrankungen sollte die individuelle Trinkmenge unbedingt mit der Ärztin oder dem Arzt abgeklärt werden. Ein guter Indikator für den Flüssigkeitshaushalt ist die Urinfarbe: Ein sehr dunkler Urin weist auf Flüssigkeitsmangel hin.
2. Medikamente durch den Arzt prüfen lassen
Blutdrucksenker und Diuretika zur Entwässerung können bei Hitze anders wirken. Ob die Medikation angepasst werden sollte, sollten Sie am besten schon frühzeitig mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt besprechen. Ändern Sie Ihre Medikation aber nie eigenständig. Auch die Lagerung von Arzneimitteln ist wichtig: Viele Medikamente verlieren bei Temperaturen über 25 °C ihre Wirksamkeit. Insulin darf nie ungekühlt transportiert werden.
3. Den Tagesablauf anpassen – und körperliche Belastung vermeiden
Körperliche Anstrengungen während der heißesten Tageszeiten (ca. 11–17 Uhr) sollten vermieden werden. Erledigungen und Sport sollten möglichst frühmorgens oder spätabends stattfinden.
4. Aktive Kühlung
Den Körper bewusst unterstützen: Abkühlung bringen lauwarmes Duschen, feuchte Tücher oder kühlende Fußbäder. Leichte, atmungsaktive Kleidung unterstützt die körpereigene Temperaturregulation. Im Freien ist es wichtig, eine Kopfbedeckung zu tragen und direkte Sonneneinstrahlung zu meiden.
5. Kreislauf, Blutdruck und Blutzucker engmaschig im Blick behalten
Besonders Menschen mit Diabetes oder Herzerkrankungen sollten bei Hitze häufiger messen: Ideal sind zwei bis drei Blutzuckerkontrollen und mindestens eine Blutdruckmessung pro Tag.
6. Warnzeichen erkennen und ernst nehmen – besonders bei älteren Menschen
Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen oder Verwirrtheit können Vorboten eines Hitzeschadens sein. Gerade bei älteren Menschen werden sie oft spät bemerkt. Daher sollten Angehörige oder Nachbarn täglich nach dem Befinden fragen, Trinkmenge und Raumtemperatur im Blick behalten und beim Kühlen der Wohnung unterstützen. Besonders alleinlebende, mobilitätseingeschränkte und chronisch kranke Menschen brauchen an heißen Tagen Aufmerksamkeit und Hilfe.
„Prävention von Hitzekomplikationen muss ein fester Bestandteil der medizinischen Versorgung werden“, sagt DGIM-Generalsekretär Prof. Georg Ertl. Medizinisches Wissen in die Breite zu tragen und Aufklärungsarbeit besonders für vulnerable Gruppen zu leisten, sei daher auch ein Ziel der DGIM.
Mehr zum Thema Gesundheit und Klima finden Interessierte auf der Homepage der AG Gesundheit und Klima der DGIM.
Quelle: DGIM-Pressemeldung "DGIM unterstützt Hitzeaktionstag und gibt Tipps zum Schutz vor Gesundheitsrisiken" vom 30.05.2025