Neue Option zum Management des Reizdarmsyndroms?Vielversprechend: Personalisierte Diät auf Basis KI-generierter Mikrobiomanalysen

Die auf dem Mikrobiom basierende personalisierte Ernährung ist ein vielversprechender neuer therapeutischer Ansatz, um die Symptome des Reizdarmsyndroms zu lindern und gleichzeitig die Vielfalt und Gesundheit des Darmmikrobioms zu fördern. Dieser individualisierte Ansatz kann sich tatsächlich lohnen, wie jetzt ein türkisches Team berichtet.

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Per KI generierte personalisierte, auf die individuelle Zusammensetzung des Darmmikrobioms zugeschnittene Ernährungsempfehlungen sind ein vielversprechender Ansatz für das Management von Menschen mit Reizdarmsyndrom.

Mit einer weltweiten Prävalenz von etwa 4,1% ist das Reizdarmsyndrom (RDS) eine große Herausforderung im klinischen Alltag. Darmbeschwerden und Schmerzen beeinflussen die Lebensqualität enorm und führen zu erheblichen Belastungen im Alltag Betroffener.

Darmmikrobiom spielt eine wichtige Rolle

Die Pathophysiologie des Reizdarmsyndroms ist multifaktoriell und beinhaltet eine Dysregulation der Darm-Hirn-Interaktion, eine veränderte Darmmotilität, viszerale Überempfindlichkeit und eine Dysbiose. In den letzten Jahren verstärkten sich die Hinweise darauf, dass Veränderungen in der Zusammensetzung und Funktion des Darmmikrobioms eine entscheidende Rolle bei der Entstehung und RDS-Symptomatik spielen. Daher haben Maßnahmen, die auf das Darmmikrobiom abzielen, als potenzieller Therapieansatz große Aufmerksamkeit erlangt.

Bei der FODMAP-Diät beispielsweise – FODMAP steht dabei für low Fermentable Oligosaccharides, Disaccharides, Monosaccharides And Polyols – wird der Verzehr von fermentierbaren Kohlenhydraten reduziert. Da diese im Dünndarm schlecht resorbiert werden, sind sie auch für die Fermentierung durch Dickdarmbakterien weniger verfügbar. Die mikrobielle Dysbiose, die mit der FODMAP-Diät einhergeht, kann über die Linderung von Symptomen hinausgehen, da Veränderungen im Darmmikrobiom mit verschiedenen Aspekten der Gesundheit in Verbindung gebracht werden.

Individuelle Ernährungsempfehlungen per KI

Im Interesse der Studienautoren stand die Wirksamkeit eines alternativen Ansatzes: Mithilfe der Integration von Mikrobiomanalysen und Algorithmen der künstlichen Intelligenz (KI) generierten sie personalisierte, auf die individuelle Zusammensetzung des Darmmikrobioms zugeschnittene Ernährungsempfehlungen. Ziel war es, die mikrobielle Vielfalt und Funktion des Darmes der RDS-Patienten wiederherzustellen und zu verbessern. Dieser mikrobiombasierte PD-Ansatz berücksichtigt das komplexe Zusammenspiel von Ernährung, Darmmikrobiom und Wirtsgesundheit. So sollen das Wachstum nützlicher Bakterien gefördert und die Struktur des Mikrobioms zu optimiert werden.

Individualisierte Strategie lohnt sich

Jetzt wurde die Wirksamkeit dieser beiden Ansätze in einer multizentrischen, randomisierten, kontrollierten Studie bei Menschen mit Reizdarmsyndrom verglichen. Rund 120 Patienten nahmen an der Studie teil, davon 70 waren der PD-Gruppe und 51 in der FODMAP-Gruppe zugeordnet. Neben den demografischen Daten wurden die bestehenden Subtypen des Reizdarmsyndroms und der Schweregrad der Symptome (Irritable Bowel Syndrome Severity Scoring System; IBS-SSS) sowie Ängste, Depressionen und die Lebensqualität (Irritable Bowel Syndrome Quality of Life Questionnaire; IBS-QOL) erfasst. Primärer Endpunkt war der Unterschied im IBS-SSS im Vergleich zwischen den beiden Interventionsgruppen nach 6 Wochen.

Am Ende des Beobachtungszeitraums wurde eine deutliche Veränderung des IBS-SSS verzeichnet – und zwar von –112,7 für Teilnehmer der PD-Gruppe vs. –99,9 in der FODMAP-Gruppe (p = 0,29). In beiden Studiengruppen verbesserten sich IBS-SSS-Werte signifikant; parallel verringerten sich die Schwere und die Häufigkeit abdomineller Distensionen und die Beeinträchtigung der Lebensqualität (p < 0,001). Zudem besserten sich die IBS-QOL-Werte für alle Subtypen unter der PD-Intervention signifikant, während dies unter der FODMAP-Diät nur für Obstipation und Diarrhö galt. Darüber hinaus waren unter der individualisierten Ernährung, nicht aber unter FODMAP, signifikante Verschiebungen der Diversität im Mikrobiom zu beobachten.

Weniger Symptome, mehr Lebensqualität

Die Autoren folgern, dass sich der Einsatz von künstlicher Intelligenz für personalisierte Ernährung als vielversprechender Ansatz für ein umfassendes Management des Reizdarms erweist. Mit der Fähigkeit, auf individuelle Unterschiede einzugehen, zeigt der PD-Ansatz eine signifikante Linderung der Symptome, eine bessere Lebensqualität und bemerkenswerte Veränderungen der Diversität des Darmmikrobioms.

Personalisierte Behandlungsstrategien sind bei der Behandlung des Reizdarmsyndroms von entscheidender Bedeutung. Auf Basis von künstlicher Intelligenz personalisierte Diäten sind vielversprechend für das RDS-Management. Sie reduzieren Symptome bei allen Subtypen des Reizdarmsyndroms und führen zu signifikanten Veränderungen der Mikrobiomdiversität.

 

Quelle: Tunali V al. Am J Gastroenterol 2024; 119: 1901-1912. DOI: 10.14309/ajg.0000000000002862