
Natürliche Lebensmittel als Schlüssel zu einer gesunden Darmflora: Eine ballaststoffreiche, pflanzenbasierte Ernährung ohne hochkalorische und hochverarbeitete Lebensmittel kann positive Effekte auf den Stoffwechsel und das Immunsystem haben.
Eine ballaststoffarme Ernährung nach „westlichem Vorbild“ ist – zumindest im Tiermodell – nicht nur mit einen Aussterben kommensaler Mikroben assoziiert, sondern fördert auch metabolische und immunologische Pathologien. Chronische Krankheiten wie beispielsweise ein Typ-2-Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen können die Folge sein. Eine ursprüngliche, pflanzenbasierte, aber nicht vegetarische Ernährungsweise könnte aber dazu beitragen, hier gegenzusteuern.
Inspiration war die traditionelle Ernährung in Papua-Neuguinea
Einem internationalen Forscherteam ist es jetzt gelungen, mit einer solchen diätetischen Maßnahme signifikante gesundheitliche Vorteile bei den Studienteilnehmern zu induzieren. Die Idee der Forscher war es, eine ursprüngliche, nicht industrialisierte Ernährungsweise nachzuahmen, die sich durch einfache Zutaten, einen niedrigen glykämischen Index und eine geringe Energiedichte auszeichnet.
Die von ihnen entwickelte sogenannte Restore-Diät basiert auf Lebensmitteln, die im ländlichen Papua-Neuguinea regelmäßig verzehrt werden. Dazu zählen Bohnen, Süßkartoffeln, Gurken und Kohl, aber auch Topinambur, Erbsen oder Zwiebeln. Letztere enthalten einen hohen Anteil an Ballaststoffen, die Bakterien im Dickdarm verwerten können. Nicht im Ernährungsplan der Restore-Diät enthalten sind dagegen Weizen- sowie Milchprodukte und insbesondere hochverarbeitete Lebensmittel.
Insgesamt 30 gesunde Erwachsenen aus Kanada im Alter zwischen 18 und 45 Jahren nahmen- an der randomisierten, kontrollierten Ernährungsstudie teil und lebten 3 Wochen lang entweder nach den Vorgaben der Wiederherstellungs-Diät oder behielten ihre üblichen Ernährungsgewohnheiten bei. Nach einer anschließenden 3-wöchigen Auswaschphase wurden die Studienteilnehmer für weitere 3 Wochen in die jeweils andere Diätvariante überführt, an die erneut eine 3-wöchige Auswaschphase angeschlossen war. Zusätzlich erhielten die Probanden eine einmalige Gabe des Bakteriums Limosilactobacillus reuteri – ein Bakterium, das in industrialisierten Mikrobiomen selten vorkommt – oder ein Placebo.
Ziel der Studie war es, Veränderungen in der Darmmikrobiota, im Metabolom und in kardiometabolischen Gesundheitsmarkern zu untersuchen.
Darmmikrobiom stabilisiert sich
Tatsächlich beobachteten die Studienautoren einen deutlichen Effekt auf das Darmmikrobiom. Zwar reduzierte die Restore-Diät die Diversität der Darmbakterien unerwarteterweise leicht. Ein Grund dafür könnte der gesunkene pH-Wert im Darm sein, wodurch das Wachstum proinflammatorischer Bakterien gehemmt wurde. Gleichzeitig wurden aber verstärkt gesundheitsfördernde Mikroorganismen wie Bifidobakterien oder Faecalibakterien gefunden. Außerdem nahm die Menge schleimabbauender Bakterien ab, was den Aufbau und den Erhalt der Darmschleimhaut förderte. Auch die Bildung von Enzymen, die auf die Verarbeitung von Kohlenhydraten aus Pflanzen spezialisiert sind, erhöhte sich – ein deutlicher Hinweis auf die Anpassung an die faserreiche Kost. Insgesamt kam es so zu einer stabileren mikrobiellen Zusammensetzung mit verstärkten positiven Interaktionen zwischen Bakterienspezies.
Die Diät führte zudem zu einer verstärkten Produktion von gesundheitsfördernden kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs). Ein Beispiel dafür ist die Indol-3-Propionsäure, die mit einem geringeren Risiko für Typ-2-Diabetes und Arteriosklerose assoziiert ist. Andere Metaboliten, die durch die Regenerationsdiät erhöht werden, haben antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften. Die sekundären Gallensäuren Desoxycholsäure und Ursodeoxycholsäure wiederum, die durch die Wiederaufbaudiät reduziert wurden, sind etablierte Karzinogene.
Das Bakterium Limosilactobacillus reuteri persistierte besser in der Restore-Diät-Gruppe, zeigte jedoch keine eigenständigen Effekte auf Mikrobiota oder Stoffwechselmarker.
Positive Effekte auf kardiometabolische Risikofaktoren
Die Restore-Diät brachte den Studienteilnehmern signifikante gesundheitliche Vorteile, insbesondere die verschiedenen kardiometabolischen Risikofaktoren besserten sich deutlich. So nahmen die Teilnehmenden im Durchschnitt leicht ab; ihr Körpergewicht und ihr Body-Mass-Index verringerten sich jeweils um 1,4% – obwohl die Kalorienzufuhr unter der Restore-Diät am vorab berechneten Energiebedarf der Teilnehmer ausgelegt war.
Aber auch andere kardiometabolische Risikomarker verbesserten sich signifikant:
- Das LDL-Cholesterin (LDL: low density lipoprotein) sank um 16,8 %, das Non-HDL-Cholesterin (HDL: high density lipoprotein) um 15,2%.
- Die Nüchternglukose – gemessen nach 12 Stunden ohne Nahrungsaufnahme - verringerte sich um 6,3%, währen parallel die Insulinsensitivität um 2,4% anstieg und die Insulinresistenz um 5,8% abnahm.
- Das C-reaktive Protein (CRP) nahm um 14% ab.
Damit scheint eine gezielte Umstellung der Ernährung auf eine ursprüngliche, pflanzenbasierte Ernährungsweise nicht nur die Zusammensetzung des Darm-Mikrobioms zu verbessern, sondern auch einen erheblichen Beitrag zur Prävention chronischer Krankheiten leisten zu können.
Fazit
Wie schon bei anderen pflanzenbasierten Diäten beobachtet, sind auch unter der Restore-Diät positive Effekte auf Stoffwechsel- und Entzündungsvorgänge zu beobachten. Offensichtlich kann eine gezielte Ernährungsumstellung auf diene ursprüngliche, pflanzenbasierte Ernährungsweise nicht nur die Zusammensetzung des Darmmikrobioms verbessern, sondern auch einen erheblichen Beitrag zur Prävention chronischer Krankheiten leisten. Allerdings war der Effekt der diätetischen Maßnahme nicht sonderlich nachhaltig: Die 3-wöchige Auswaschphase zwischen den Diätperioden war lang genug, dass die Studienteilnehmer wieder in ihren metabolischen Ausgangsstatus zurückkehrten.