Frühe Cholezystektomie mit erhöhtem Mortalitäts- und Morbiditätsrisiko verbundenBei akuter biliärer Pankreatitis nicht immer direkt operieren

Leandra Oeschey

Eine Cholezystektomie kann bei Patientinnen und Patienten mit einer akuten biliären Pankreatitis (ABP) das Risiko eines Wiederauftretens erheblich verringern. Allerdings herrscht bislang Uneinigkeit über den idealen Zeitpunkt des chirurgischen Eingriffes.

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Eine akute biliäre Pankreatitis birgt ein Rezidivrisiko von bis zu 33%, wenn keine Cholezystektomie durchgeführt wird. Zu welchem Zeitpunkt diese idealerweise stattfinden sollte, wurde nun in einer Studie untersucht.

Während die PONCHO-Studie darauf hinweist, dass bei Patienten mit leichter ABP das Risiko von postoperativen Komplikationen bei einer frühen Cholezystektomie im Vergleich zu einem verzögerten Eingriff gering sei, ist dagegen der ideale Zeitpunkt für eine Operation bei Patienten mit einer mittelschweren bis schweren akuten biliären Entzündung der Bauchspeicheldrüse noch unklar.

Eine Arbeitsgruppe um Marcello Di Martino hat angesichts dessen nun in einer retrospektiven Kohortenstudie untersucht, ob und inwiefern wie sich der Zeitpunkt der Cholezystektomie bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer ABP auf die Sterblichkeit und Morbidität auswirkt. Dafür griffen sie auf die Daten von 3696 Patienten zurück, die sich aufgrund einer ABP zwischen Anfang 2019 und Ende 2020 einer Cholezystektomie unterzogen. Die Daten stammten aus dem MANCTRA-1-Datensatz.

Patienten mit früher OP haben schlechtere postoperative Ergebnisse

Von den eingeschlossenen Patienten wurde bei 1202 (32,5%) Patienten innerhalb von 14 Tagen nach der Aufnahme eine Cholezystektomie durchgeführt, während 2494 Patienten (67,5%) frühestens 15 Tage nach ihrer Krankenhausaufnahme operiert wurden.

Die Analyse ergab, dass eine frühe Cholezystektomie im Vergleich zu einer verzögerten mit einem erhöhten Risiko für postoperative Morbidität (1,4% vs. 0,1%; p<0,001) und Mortalität (7,7% vs. 3,7%; p<0,001) verbunden war. Beim Vergleich der Ergebnisse von Patienten mit mittelschwerer und schwerer ABP, die sich einer frühen bzw. einer verzögerten Operation unterzogen, zeigte sich, dass erstere eine höhere Sterblichkeit und Morbidität sowie mehr Infektionen aufwiesen.

Darüber hinaus verglichen Di Martino et al. die Ergebnisse der Patienten mit mittelschwerer und schwerer ABP, die sich einer frühen Cholezystektomie unterzogen, mit denen von Patienten mit leichter ABP, die sich ebenfalls einer frühen Cholezystektomie unterzogen. Dabei hatten erstere im Vergleich zu letzteren ein höheres Risiko für Mortalität, Morbidität, Gallenaustritt und Infektionen.

Die Studienergebnisse betonen, dass bei Patienten mit mittelschwerer und schwerer ABP sorgfältig abzuwiegen sei, ob diese für eine frühe Cholezystektomie infrage kämen. Insbesondere ältere und gebrechliche Patienten mit mittelschwerer und schwerer ABP sollten nicht für eine frühzeitige Cholezystektomie in Betracht gezogen werden, so das Fazit der Autoren.