Daten aus den USABariatrische Chirurgie „auf dem absteigenden Ast“?

Magen-Bypass
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Die Nachfrage nach bariatrischen Eingriffen zur Gewichtsreduktion istzwischen 2022 und 2023 um mehr als 25 % zurückgingen

Im Kampf gegen massives Übergewicht entscheiden sich in den USA immer mehr Menschen gegen einen bariatrischen Eingriff, während parallel die Nachfrage an Rezeptoragonisten gegen das glukagonähnliche Peptid 1 (GLP-1-RA) deutlich angestiegen ist. Dies zeigt eine aktuelle Querschnittsanalyse anonymisierter Krankendaten von über 17 Millionen privatversicherter US-Amerikaner.

Aufgenommen in die Analyse wurden erwachsene Versicherte, wenn sie „nur“ adipös waren, aber kein Diabetes mellitus vorlag. Insgesamt erhielten im Verlauf des Studienzeitraums von 2 Jahren 81.092 Patienten, also 5% der Gesamtkohorte, ein Rezept für einen GLP-1-Rezeptoragonisten. Dabei wurden nur Verschreibungen für Präparate berücksichtigt , die für die Indikation 'Adipositas' zugelassen sind. 5.173 Studienteilnehmer (0,3%) unterzogen sich einer bariatrischen Operation.

GLP-1-Rezeptoragonisten werden immer beliebter

Laut der Analyse wurden in der 2. Jahreshälfte 2023 deutlich weniger bariatrische Operationen durchgeführt als in der 2. Jahreshälfte 2022; insgesamt ergab sich ein Rückgang der Eingriffe um 25,6% (0,22 vs. 0,16/1000 Patienten). Im Gegenzug wurde gut doppelt so vielen Studienteilnehmer ein GLP-1-Rezeptoragonist verschrieben; die Rate stieg von 1,89 auf 4,41/1000 Patienten, was einem Anstieg von 132,6% entspricht. Die Analyse dieser zeitlich begrenzten Zeiträume haben die Autoren gewählt, um einen Bias durch saisonale Schwankungen bei der Anwendung der metabolischen Chirurgie ausschließen zu können.

Dabei waren die Personen, die sich einer Adipositas-Operation unterzogen, eher jünger, aber auch medizinisch komplexer, also „kränker“: So wiesen 65,7% dieser Patienten mindestens 2 Komorbiditäten auf, während nur bei 37,2% der medikamentös behandelten Studienteilnehmer 2 oder mehr Komorbiditäten verzeichnet wurden. Und 47,6% der invasiv behandelten, aber 65,4% der medikamentös behandelten Pateinten waren älter als 50 Jahre.

Werden diese Trends fortbestehen?

Allerdings – das geben die Autoren der Studie zu bedenken – könnten die hohen Kosten der GLP-1-Rezeptoragonisten und die potenziell bei ihrer Einnahme auftretenden gastrointestinale Nebenwirkungen durchaus zu einem Abbruch der Behandlung führen, was eine neuerliche Gewichtszunahme für diese Pateinten zur Folge hätte. Aktuell würde zudem die Nachfrage nach Medikamenten zur Gewichtsabnahme, das bestehende Angebot auf dem Markt übersteigen, sodass die Zahl der Adipösen, die sich einer Operation zur Gewichtsabnahme unterziehen wieder steigen könne.

Daher seien weitere Daten erforderlich, um zu beurteilen, ob sich der beobachtete Trend stabilisiere oder die Schere sogar noch weiter aufgehe. Der Markt für gewichtsreduzierende Medikament oder Verfahren sei jedoch weiterhin  enorm groß, so die Autoren, die auf die Tatsache verweisen, dass weniger als 6% der Studienpopulation operativ oder medikamentös behandelt worden waren.

Lin K et al. JAMA Netw Open 2024. DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2024.41380

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