Kassen schlagen AlarmRekordausgaben für Arzneien: Krankenkassen fordern Kurswechsel

Die Ausgaben für Medikamente haben sich in 12 Jahren fast verdoppelt – besonders neue, teure Therapien treiben die Kosten. Die Kassen fordern jetzt klare Reformen und mehr Nutzenbewertung.

Rekordausgaben für Arzneien: Krankenkassen fordern Kurswechsel
Robert Kneschke/stock.adobe.co
Steigende Arzneimittelkosten belasten das Gesundheitssystem – die Krankenkassen fordern mehr Transparenz, Nutzenbewertung und steuerliche Entlastung.

Kremmen (dpa) – Die gesetzlichen Krankenkassen dringen angesichts stark gestiegener Ausgaben für Medikamente auf rasche Kostendämpfer. Von 2012 bis 2024 hätten sich die jährlichen Ausgaben im Bereich der Praxen um 29 Milliarden Euro auf 56 Milliarden Euro erhöht, sagte die stellvertretende Chefin des Spitzenverbands, Stefanie Stoff-Ahnis, im brandenburgischen Kremmen. Treiber Nummer eins sei der Markt für neue Arzneimittel mit Patentschutz.

Zu viel Geld für Medikamente ohne Zusatznutzen?

Man sei an echten Innovationen und Verbesserungen für die Versorgung interessiert, sagte Stoff-Ahnis. Die gesetzliche Krankenversicherung gebe aber deutlich zu viel Geld für Wirkstoffe ohne nachgewiesenen Zusatznutzen aus. Hintergrund sind gesetzliche Regeln zur Preisbildung, die bei Medikamenten für seltene Erkrankungen zunächst keine Nutzenbewertungsverfahren vorsehen.

Der Kassen-Verband fordert zur Kostendämpfung unter anderem eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Medikamente auf 7%. Langfristig müsse es zu einer vollen Nutzenbewertung auch für Arzneimittel für seltene Erkrankungen kommen. Bei neuen Zell- und Gentherapien lägen Spitzenpreise aktuell bei 2–4 Millionen Euro je Patient und Behandlung.