75 Millionen Euro erschlichen?Krebsmedikamente als Geschäftsmodell – Anklage wegen Abrechnungsbetrugs

Die Hamburger Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen 6 leitende Mitarbeiter bzw. Apotheker der Alanta Health Group – der Vorwurf: bandenmäßiger Betrug mit hochpreisiger Zytostatika und Bestechung von Ärzten.

Am Landgericht Hamburg wird der Fall um mutmaßlichen Millionenbetrug mit Krebsmedikamenten verhandelt
Markus Scholz/dpa

Am Landgericht Hamburg wird der Fall um mutmaßlichen Millionenbetrug mit Krebsmedikamenten verhandelt – sechs Verantwortliche der Alanta Health Group stehen unter Anklage.

Hamburg (dpa/lno) – Wegen besonders schwerer Bestechung und bandenmäßigen Abrechnungsbetrugs in Millionenhöhe hat die Staatsanwaltschaft Hamburg beim Landgericht Anklage gegen sechs Verantwortliche der Alanta Health Group erhoben. Mittels Bestechung sollen sie Ärzte dazu gebracht haben, Patienten hochpreisige Krebsmedikamente aus der Herstellung der eigenen Apotheken zu verordnen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Beschuldigt sind den Angaben zufolge 2 Apotheker und 4 leitende Mitarbeiter ihrer Unternehmen. Die Alanta Health Group wies die Vorwürfe zurück. Man gehe davon aus, dass die Anschuldigungen der Staatsanwaltschaft vor Gericht ausgeräumt werden, hieß es in einer Mitteilung des Unternehmens.

Stadtteilklinik mit Schlüsselrolle im Betrugssystem?

Laut Anklagebehörde sollen die Beschuldigten die Stadtteilklinik Mümmelmansberg übernommen und als Betreiberin mehrerer medizinischer Versorgungszentren eingesetzt haben, «um möglichst viele Abnehmer für ihre Medikamentenzubereitungen zu gewinnen und zugleich das gesetzliche Verbot der Zusammenarbeit von pharmazeutischen Leistungserbringern und Vertragsärzten zu umgehen». 

Manipulierte Abrechnungen – 75 Millionen Euro Schaden

In 340 Fällen hätten sie so nicht abrechnungsfähige Arzneimittelverordnungen bei den gesetzlichen Krankenkassen eingereicht und zur Zahlung von über 75 Millionen Euro veranlasst. Der Fall soll vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts verhandelt werden.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen Apotheker, Ärzte und Pharma-Manager laufen seit Jahren. 2019 waren bei Razzien in den Räumen der Alanta Health Group, der zu ihr gehörenden Zytoservice GmbH und der Stadtteilklinik Mümmelmannsberg mehr als 6.000 Aktenordner und etwa 100 Datenträger beschlagnahmt worden.

47 Ärzte im Visier – Verfahren wegen Bestechlichkeit läuft separat

Auch gegen 47 Ärzte wird in dem Zusammenhang wegen Bestechlichkeit ermittelt. Das Verfahren gegen sie sei jedoch abgetrennt worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft. Die Ermittlungen in diesem Verfahren dauerten auch noch an.