WHO-BerichtJeder fünfte Mann stirbt früh – trotz vermeidbarer Risiken

Rauchen, Übergewicht, Bluthochdruck: Nach Angaben der WHO könnten jährlich fast 2 Millionen Todesfälle in Europa verhindert werden – durch bessere Prävention, frühzeitige Diagnostik und gezielte Gesundheitspolitik. Besonders Männer sind betroffen. Der neue Bericht mahnt zum Handeln.

Tabak, Alkohol, Bewegungsmangel – 60% der Todesfälle wären vermeidbar.
Andrea Warnecke/dpa

Rauchen zählt laut WHO zu den Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle – und bleibt trotz aller Aufklärung ein unterschätztes Gesundheitsrisiko.

Kopenhagen (dpa) – Krebs, Diabetes und andere nichtübertragbare Krankheiten bleiben mit Millionen Fällen jedes Jahr nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO die Hauptursache für Todesfälle und Behinderungen. Wie das in Kopenhagen ansässige WHO-Regionalbüro Europa in einem neuen Bericht schreibt, sind solche Erkrankungen in Europa unter anderem für schätzungsweise 1,8 Millionen vermeidbare Todesfälle pro Jahr verantwortlich. Diese Todesfälle ließen sich entweder durch effektive Gesundheitsmaßnahmen oder durch frühzeitige Erkennung und hochwertige Behandlung weitgehend verhindern oder zumindest hinauszögern. 

Risikofaktoren: Die unterschätzten Killer

Demnach stirbt jeder 5. Mann und jede 10. Frau in der Region vor dem 70. Lebensjahr aufgrund von nichtübertragbaren Krankheiten (NCDs). 60% der Todesfälle ließen sich auf Risikofaktoren wie Tabak- und Alkoholkonsum, Bluthochdruck, eine ungesunde Ernährung, Übergewicht oder Bewegungsmangel zurückführen. All dies könne man als Gesellschaft mit einer besseren Gesundheitspolitik angehen, mahnt die WHO Europa an.

Kostenexplosion durch zu wenig Prävention

«Nichtübertragbare Krankheiten sind nicht nur vermeidbar oder behandelbar – sie werden auch weitgehend ignoriert», kritisiert WHO-Regionaldirektor Hans Kluge. Wären solche Erkrankungen ein Virus, würde sich die Welt längst im Lockdown befinden. Durch eine bessere Prävention oder Behandlung ließen sich nicht nur fast 2 Millionen Todesfälle vermeiden, sondern auch Milliarden Dollar einsparen, betont er. Seine Organisation sprach von jährlichen Produktivitätsverlusten in Höhe von mehr als 514 Milliarden Dollar (knapp 440 Mrd. Euro). Trotzdem werde bei Weitem nicht ausreichend in die Vorsorge investiert.

Die WHO zählt 53 Länder zu ihrer Region Europa, darunter neben den 27 EU-Mitgliedern auch weiter östlich liegende Staaten wie Russland, die Ukraine, die Türkei sowie in Zentralasien. Die Unterschiede zwischen den Ländern hätten sich zwar seit 2010 verringert, blieben aber weiterhin groß, heißt es im Bericht. Daraus geht hervor, dass die Sterblichkeit durch die besagten Erkrankungen in wohlhabenderen Staaten wie Deutschland, Österreich und der Schweiz niedriger als im Durchschnitt ist, in östlichen Teilen dagegen teils weitaus höher.