VersorgungsatlasPrävalenz diagnostizierter Autoimmunerkrankungen

Jeder 12. Versicherte in Deutschland ist von einer Autoimmunerkrankung betroffen, so aktuelle Daten aus dem Versorgungsatlas – mit steigender Tendenz. Mit Prävalenzen zwischen 0,038 und 0,408% führen gastrointestinale Autoimmunerkrankungen die Liste zwar nicht an, mit einer Zuwachsrate von 130% innerhalb des untersuchten 10-Jahres-Zeitraums ist die Zöliakie jedoch die Autoimmunerkrankung mit dem mit Abstand höchsten Anstieg.

Papierflieger - Anstieg
Worawut/stock.adobe.com

Die Prävalenz diagnostizierter Autoimmunerkrankungen ist unter gesetzlich Versicherten in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen. Mit einer Zuwachsrate von 130% von 2012 bis 2022 ist die Zöliakie die Autoimmunerkrankung mit dem mit Abstand höchsten Anstieg.

Die Prävalenz diagnostizierter Autoimmunerkrankungen ist unter gesetzlich versicherten Patienten in den vergangenen Jahren kontinuierlich angestiegen, so die zentralen Ergebnisse einer aktuellen Versorgungsatlas-Studie, herausgegeben vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten zeigen zwischen 2012 und 2022 eine Zunahme von 7,06 auf 8,61%. Das entspricht nicht nur einem relativen Anstieg um 22%, die Kennzahl ist auch fast doppelt so hoch wie bisher angenommen. Insgesamt ist im Jahr 2022 bei mehr als 6,3 Millionen Patienten (von insgesamt 73,24 Millionen gesetzlich Versicherten) mindestens eine Autoimmunerkrankung diagnostiziert worden – damit ist jeder 12. Versicherte in Deutschland betroffen.

Immer mehr Menschen betroffen

Bei 28 von 30 Autoimmunerkrankungen stieg die Prävalenz an. Die höchste Zunahme mit +130% war bei Zöliakie zu verzeichnen, gefolgt von Autoimmunhepatitis (+80%) und primärer biliärer Zirrhose (+68%). Mit 34 bzw. 35% sind die Zuwachsraten bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, die bewusst in die Erhebung mit aufgenommen wurden, auch wenn sie aufgrund ihrer Pathogenese nicht zu den ganz klassischen Autoimmunerkrankungen zählen, doch deutlich geringer. Lediglich bei 2 Erkrankungen (Diabetes mellitus Typ 1 und Sjögren-Syndrom) war ein Rückgang der Prävalenz zu beobachten (–18 bzw. –27%).

Bei weiblichen Versicherten fiel die Zunahme stärker aus als bei männlichen Versicherten (+28 versus +14%). Zudem war die Zunahme bei Erwachsenen im Vergleich zu Kindern und Jugendlichen höher. Regional betrachtet zeigten sich ebenfalls Unterschiede: Insgesamt war die Prävalenz in den östlichen Bundesländern überdurchschnittlich höher als in den westlichen (Sachsen-Anhalt: 10,26%, Brandenburg: 9,65%, Thüringen: 9,39%). Den niedrigsten Anstieg zeigten die ausgewerteten Daten in Berlin (+9%), den höchsten im Saarland (+35%) und in Baden-Württemberg (+30%). Auf Kreisebene zeigten die vertragsärztlichen Abrechnungsdaten Anstiege in fast allen Regionen mit Ausnahme von 2 Kreisen: Im Kyffhäuserkreis in Thüringen und im Rhein-Hunsrück-Kreis in Rheinland-Pfalz konnte eine rückläufige Prävalenz beobachtet werden (–13 und –3,1%).

„Unsere aktuelle Studie liefert erstmals belastbare epidemiologische Kennzahlen für die Erkrankungshäufigkeit eines breiten Spektrums an Autoimmunerkrankungen. Die Anzahl der Patienten mit Autoimmunerkrankungen in Deutschland liegt deutlich höher als bisher angenommen  – Tendenz steigend! Bei den meisten Autoimmunerkrankungen, die oftmals chronisch verlaufen, ist die Ursache ungeklärt. Daher ist es wichtig, das epidemiologische Geschehen genau zu beobachten“, sagte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Datenbasis: rund 70.000 Versicherte

Datengrundlage der heute veröffentlichten Studie waren die bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten gemäß § 295 SGB V aus den Jahren 2012 bis 2022. Der Datensatz umfasst Diagnosen von allen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland, die in den jeweiligen Jahren mindestens einmal eine vertragsärztliche Leistung in Anspruch genommen haben. Insgesamt sind 30 Autoimmunerkrankungen untersucht worden. Die Studienpopulation (weibliche und männliche gesetzlich Versicherte jeden Alters) variierte zwischen 68.959.472 Versicherten im Jahr 2012 und 73.241.305 Versicherten im Jahr 2022.

Akmatov MK et al. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-Bericht Nr. 24/05. DOI: 10.20364/VA-24.05

Quelle: Pressemitteilung „Zi veröffentlicht Versorgungsatlas-Bericht zur Prävalenz diagnostizierter Autoimmunerkrankungen 2012–2022“ des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) vom 07.11.2024