Eingeführt wurde das Screening-Programm in Schweden ab dem Jahr 2006; seine nationale Reichweite erreichte es 2015. Und der Effekt? Im Verlauf eines Beobachtungszeitraums von 1998-2017, also einem Zeitraum von 20 Jahren, sank die Zahl der Notoperationen rupturierter Bauchaortenaneurysmen ebenso wie die aneurysmabedingte Mortalität. Parallel erhöhte sich die Zahl elektiver Eingriffe zur Aortenkorrektur.
Wirklich ein Screening-Effekt?
Die Studienautoren rund um Dr. Matti T. Laine, Helsinki (Finnland), sind überzeugt davon, dass diese Beobachtung tatsächlich ein Effekt des implementierten Screenings ist. Um ihre Hypothese zu überprüfen, nutzten sie neben den schwedischen auch finnländische Registerdaten. Beide Länder verfügen über hochwertige Registerdaten auf nationaler Ebene, haben ein vergleichbares, hauptsächlich öffentliches Gesundheitssystem und eine ähnliche Bevölkerungsstruktur – ein Vergleich scheint daher legitim. In Finnland existiert allerdings kein entsprechendes Screeningprogramm..
Dieser Überlegung steht der generelle Trend sinkender Inzidenzen an abdominellen Aneurysmen entgegen. Mögliche Ursachen dieses Rückgangs sind zum einen die beobachtete sinkende Zahl an Rauchern und eine Verbesserung der Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Allgemeinen, beispielsweise durch den vermehrten Einsatz von Statinen und Antihypertensiva. Aber auch die zur Reparatur von Aortenaneurysmen eingesetzten Verfahren haben sich verändert. Mit der breiten Einführung der endovaskulären Aneurysmareparatur wird heute häufiger ein minimalinvasiver Eingriff mit einem – im Vergleich zur offenen Aneurysmareparatur – geringeren unmittelbaren Mortalitätsrisiko eingesetzt.
Reale Daten aus nationalen Registern
Insgesamt zählten die Studienautoren in Schwenden im Verlauf des Beobachtungszeitraums von 20 Jahren 15.927 und in Finnland 6.933 Eingriffe an der Bauchschlagader, 7.267 bzw. 2.197 davon waren Notoperationen aufgrund einer Aortenruptur. Das Gros der Patienten – nämlich deutlich über 80% – waren erwartungsgemäß Männer.
Weniger Notoperationen, mehr elektive Eingriffe
Mit dem Start des Screeningprogramms verringerte sich die Zahl der Notoperationen in Schweden deutlich – ein Trend der zeitgleich zwar auch in Finnland zu beobachten, dort aber deutlich weniger stark ausgeprägt war. Parallel dazu stieg ab dem Jahr 2006 die jährliche Rate an Operationen an noch intakten Bauchschlagadern in Schweden an, während diese elektiven Eingriffe in Finnland auf etwa demselben Niveau blieben wie zuvor. Auch die perioperative Mortalität senk in Schweden stärker als in Finnland.
Screening könnte Menschenleben retten
Hätte Finnland zur gleichen Zeit wie Schweden ein nationales Screeningprogramm eingeleitet, hätten – eine gleiche Entwicklung wie in Schweden vorausgesetzt –insgesamt 94 Menschenleben gerettet werden können, berechneten die Studienautoren anhand eines hypothetischen Szenarios. In Schweden wiederum wäre es ohne die Einführung des Screenings zu einem Nettoanstieg von 420 Todesfällen gekommen. Dabei ist zu beachten, dass dieser grobe Vergleich nur die Mortalität durch die Operationen berücksichtigt; Patienten mit rupturiertem Bauchaortenaneurysma, die schon vor der Aufnahme in eine Klinik verstorben wären, bleiben bei der Berechnung außen vor.
Quelle: Laine MT et al. Eur Heart J 2024. DOI: 10.1093/eurheartj/ehae665