Nur 2 Prozent leben rundum gesundDKV-Gesundheitsreport 2025: Wie gesund lebt Deutschland wirklich?

Alkohol, Bewegungsmangel, Stress: Viele Deutsche sind weit entfernt von einem rundum gesunden Lebensstil. Tatsächlich erfüllen nur 2% der Bevölkerung alle Kriterien für ein gesundes Leben. Besonders kritisch: Die Sitzdauer steigt, während Ausgleich durch Bewegung oft fehlt – mit Folgen für Herz, Kreislauf und Stoffwechsel.

Bewegung im Büroalltag?
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Bewegung im Büroalltag: Wer zwischendurch aktiv wird, kann die negativen Folgen langer Sitzzeiten deutlich reduzieren – aber es wäre einfacher, schlicht die Treppen, statt den Aufzug zu nutzen.

Berlin (dpa) – Gute Ernährung, ausreichend Bewegung und wenig Stress sind das A und O für ein rundum gesundes Leben – viele Menschen in Deutschland sind davon aber noch weit entfernt. Nachlesen kann man das im  Report «Wie gesund lebt Deutschland?» der Deutschen Krankenversicherung (DKV), der dieses Jahr zum 8. Mal erscheint. Für die Analyse wurden rund 2.800 Menschen ab einem Alter von 18 Jahren befragt, unter anderem zu ihrer Ernährung, der körperlichen Aktivität und dem Sitzverhalten.

DKV-Report 2025

Gesund leben? Für 98% Fehlanzeige

Die Experten kommen zu dem Schluss, dass nur 2% der Bevölkerung die Kriterien für einen rundum gesunden Lebensstil erreicht. Frauen (3%) schneiden besser ab als Männer (1%). Während 37% der Frauen vollkommen auf Alkohol verzichten, gelingt das nur 21% der Männer. Außerdem ernähren Frauen sich den Ergebnissen zufolge gesünder. Männer machen dafür häufiger Sport.

Der Schnitt fällt mit 2% auch deswegen so niedrig aus, weil der Höchstwert für einen gesunden Umgang mit Alkohol erstmals nur dann erreicht werden kann, wenn vollständig auf Alkohol verzichtet wird, wie es im Bericht heißt. Gleiches gilt beim Rauchen. Laut der aktuellen Befragung verzichtet etwas weniger als ein Drittel (29%) der Befragten eigenen Angaben zufolge vollständig auf Alkohol.

In den zurückliegenden Reports galt ein gelegentlicher Alkoholkonsum noch als tolerierbar. Gemäß diesen Kriterien würden in der aktuellen Umfrage 6% aller Befragten ein rundum gesundes Leben führen. Das sind aber immer noch weniger als bei der letzten Befragung im Jahr 2023: Damals waren es 9%.

Bewegungsmangel auf Rekordniveau

Eine der aktuell größten Herausforderungen: Menschen verbringen zu viel Zeit im Sitzen, wie die Umfrage zeigt. Im Schnitt sind es der Befragung zufolge an einem Werktag mehr als 10 Stunden. Das sind fast 2 Stunden mehr als noch vor 10 Jahren. Hinzu kommt, dass viele nicht ausreichend für Ausgleich sorgen. Nur knapp jeder Dritte (30%) der Vielsitzer – mindestens 8 Stunden am Tag – gleicht das lange Sitzen durch eine Stunde oder mehr Bewegung am Tag aus.

Sitzen entwickelt sich zur unterschätzten Gesundheitsgefahr

«Sitzen ist das neue Rauchen», sagte Prof. Ingo Froböse, Köln. Er nannte die Ergebnisse «tragisch» und «gesundheitsgefährdend». Auch 2–3 Sporteinheiten pro Woche könnten die langen Sitzzeiten nur bedingt ausgleichen. Nötig für diese Menschen seien mindestens 60 Minuten körperlicher Aktivität pro Tag, erklärte die wissenschaftliche Leiterin des Projekts, Birgit Sperlich, Würzburg.

Der Report ist in Zusammenarbeit mit der Deutschen Sporthochschule Köln und der Universität Würzburg entstanden. Die Befragungen wurden im Februar und März 2025 durchgeführt

Kleine Schritte, große Wirkung

Etwas mehr als zwei Drittel (68%) der Befragten bewegt sich im Alltag ausreichend, um gesundheitliche Vorteile zu erzielen – unabhängig von der Sitzzeit. Das gelte ab insgesamt 150 Minuten moderater Aktivität pro Woche, erklärte Froböse. Das könne etwa auf dem Weg mit dem Fahrrad zur Arbeit geschehen oder durch stramme Spaziergänge nach Feierabend. 

Der Anteil aller Befragten, der die Empfehlungen für minimale Ausdaueraktivität und 2-mal wöchentlichem Muskeltraining erreichen, liegt bei 32%. «Das sind eindeutig zu wenig», meinte der Sportprofessor. Um fit zu bleiben, sei die Kombination von Ausdauer- und Muskeltraining unerlässlich.

Jeder Fünfte bewegt sich kaum

Knapp jeder Fünfte bewegt sich in der Freizeit und auf Transportwegen so gut wie gar nicht. Demnach gaben 19% an, dass Bewegungen in diesem Bereich nie länger als 10 Minuten andauern. «20% ist für uns natürlich deutlich zu viel, weil daraus viele Probleme resultieren, die wir mittlerweile im Bereich der chronischen Erkrankung finden», so Froböse.

Die Kriterien für gesunde Ernährung erfüllt nur etwa jeder Dritte. Ein gesunder Ernährungsstil gilt als erreicht, wenn mindestens 20 von insgesamt 30 möglichen Punkten erzielt werden. Gefragt wurde unter anderem, wie viel Obst und Gemüse man pro Tag isst, wie viele Süßigkeiten und Knabbereien in der vergangenen Woche verzehrt wurden oder wie viel man üblicherweise pro Tag trinkt. Beim Thema Stress gelingt nur jedem Fünften ein gesunder Umgang mit der täglich empfundenen Belastung.