Uniklinik Mainz auf Spar- und auf Expansionskurs?Millionen-Minus schrumpft – doch der Neubau entfacht neue Debatten

Die Universitätsmedizin Mainz schreibt weiter rote Zahlen, aber weniger tief als gedacht. Während der Weg zur schwarzen Null geebnet scheint, sorgt ein möglicher Klinik-Neubau im Grünen für hitzige Diskussionen.

Universitätsmedizin Mainz
dpaTim Würz/dpa
Die Universitätsmedizin Mainz – hier wird gespart, geplant und gestritten über die Zukunft des Klinikstandorts.

Mainz (dpa/lrs) – Die Universitätsmedizin Mainz hat ihr Defizit im Jahr 2024 auf 96,7 Millionen Euro gesenkt. Im Vorjahr hatte der Verlust noch bei knapp 114 Millionen Euro gelegen, wie die einzige Universitätsklinik in Rheinland-Pfalz mitteilte. 

Aiuf dem langen Weg zur schwarzen Null

Das nun für 2024 zu Buche schlagende Minus ist geringer als von der Unimedizin selbst erwartet. Die Erlöse bei medizinischen Leistungen seien gestiegen, hieß es zur Begründung. Auch sei weniger Geld für Materialien sowie Energie und Baustoffe ausgegeben worden. Der Gesamtumsatz lag den Angaben zufolge erstmals über eine Milliarde Euro. 

«Das Jahresergebnis zeigt eine positive Tendenz auf, die es jetzt zu verstärken und fortzusetzen gilt», sagte der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister und Aufsichtsratschef der Unimedizin, Clemens Hoch (SPD). 

Der Vorstandsvorsitzende Ralf Kiesslich verwies darauf, dass mit knapp 62.000 stationär untergebrachten Patientinnen und Patienten rund 1.000 mehr als im Vorjahr behandelt worden seien. Auch im ambulanten Bereich hätten die Leistungen um 23 Prozent zugelegt, es wurden rund 341.000 Patienten gezählt. 

Ziel des Vorstandes ist eine schwarze Null vor Zinsen und Steuern im Jahr 2030. Er sei zuversichtlich, dass dies auch gelingen werde, betonte Kiesslich. Auch 2025 solle das Defizit weiter reduziert werden. 

Zweiter Standort vor den Toren der Stadt? Klinikleitung plant groß

Voran gehen auch die Planungen für den Baumasterplan, mit dem an der an vielen Stellen sanierungsbedürftigen Uniklinik mit ihren rund 8.700 Beschäftigten in den kommenden Jahren nach jetziger Planung rund 2,2 Milliarden Euro verbaut werden sollen. Im Gespräch ist auch der Aufbau eines zweiten Standorts vor den Toren von Mainz in unmittelbarer Nachbarschaft zum ZDF. 

Inwieweit sich das Projekt auf dem dortigen Gelände in der Draiser Senke mit Feldern und Obstbaumbeständen realisieren lässt, soll nun ausführlich geprüft werden. Eine Begutachtung solle sicherstellen, dass durch einen Neubau keine klimatischen Beeinträchtigungen oder eine Verschlechterung der Situation in der Mainzer Innenstadt eintrete, sagte Hoch. Hier geht es vor allem um die Frischluftzufuhr für die Landeshauptstadt. Sämtliche baurechtlichen Fragestellungen würden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Mainz erörtert, hieß es von der Unimedizin. Letztlich werde der Stadtrat entscheiden.

Umweltschützer warnen vor Bau im Naherholungsgebiet

Vorstandschef Kiesslich sagte, an einem zweiten Standort könne ein neues Zentralkrankenhaus vor allem für die stationäre Versorgung entstehen, auf dem innenstadtnahen bisherigen Areal würde dann vor allem ambulante Medizin angeboten. Bei dieser Variante käme es wegen der jahrelangen Bauarbeiten nicht zu Einschränkungen des laufenden Krankenhausbetriebs, erklärte Kiesslich. Auch wären die logistischen Herausforderungen sehr viel geringer. 

Kritisch sieht die Mainzer Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) das Vorhaben. Die Absicht, in einem Naherholungsgebiet ein großes Zentralgebäude und ein Logistikzentrum zu errichten, sei aus ökologischer Sicht verheerend. Mainz sei schon eine der heißesten Städte Deutschlands.