
Auch bei (Major-)Leberresektionen sind höhere Fallzahlen mit einer besseren Behandlungsqualität assoziiert – noch gibt es keine Mindestmengenregelung.
Seit 2003 legt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) für bestimmte planbare stationäre Leistungen verbindliche Mindestmengen für Kliniken fest: Krankenhäuser dürfen diese Leistungen nur dann abrechnen, wenn die erforderliche Mindestmenge im jeweils nächsten Kalenderjahr aufgrund berechtigter Prognosen voraussichtlich erreicht wird. Zum chirurgischen Eingriff „Major-Leberresektionen“ liegt nun der Rapid Report des IQWiG auf der Basis von einigen Studien vor. Demnach besteht ein ein positiver Zusammenhang zwischen höheren Leistungsmengen und mehreren geprüften Zielgrößen.
Derzeit keine Mindestmengen bei Major-Leberresektionen
In Deutschland werden jährlich 19 000 Leberresektionen durchgeführt – 2.900 davon sind Major-Leberresektionen, bei denen definitionsgemäß 3 oder mehr Lebersegmente entfernt werden und ein Restlebervolumen in geeigneter Qualität zurückbleiben soll. Die häufigste Indikation für eine Leberresektion sind Lebermetastasen des Dickdarmkrebses; die zweithäufigste Indikation ist Leberzellkrebs.
Die häufigsten Komplikationen bei den Leberresektionen sind intra- oder postoperative Blutungen, Leberversagen, Leberabszesse, mit Galle gefüllte Zysten in der Leber und das Übertreten von Galle in den Bauchraum. In den Jahren 2010 bis 2015 betrug die Krankenhaussterblichkeit in Deutschland bei allen Leberresektionen 5,8%. Wird ausschließlich die Major-Leberresektion betrachtet, ergab sich eine fast doppelt so hohe Krankenhaussterblichkeit.
Für Major-Leberresektionen ist derzeit noch keine Mindestmenge festgelegt.
Positive Assoziation für einige Zielgrößen
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des IQWiG werteten im vorliegenden Bericht 10 retrospektive Kohortenstudien aus, die auf Routinedaten basieren. Gemäß Auftrag wurden sowohl Studien zur Major-Leberresektion als auch zu allen sonstigen anatomischen Leberresektionen einbezogen. Für alle in den Studien untersuchten relevanten Zielgrößen wurden verwertbare Ergebnisse identifiziert.
Leistungsmenge pro Krankenhaus
Auf Krankenhausebene zeigt sich bei Major-Leberresektionen auf Basis von einer bzw. zwei Studien für die Zielgröße „kurzfristige Mortalität“ (Versterben im Krankenhaus, 30- bzw. 90-Tage-Mortalität) ein Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Behandlungsqualität zugunsten höherer Leistungsmengen. Dieser Zusammenhang lässt sich aus den Daten aber nicht für die Zielgrößen „Krankenhaus-Aufenthaltsdauer“ und „Wiedereinweisung“ ableiten.
Spezifisch für Minor-Leberresektionen ergab sich auf Basis eine Studie für die Zielgröße „Versterben im Krankenhaus“ ein Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge eines Krankenhauses und der Behandlungsqualität zugunsten höherer Leistungsmengen.
Für die anatomischen Leberresektionen, die sich nicht eindeutig einer Major- oder Minor-Leberresektion zuordnen ließen, zeigen die Daten für die Zielgrößen „Gesamtüberleben“, „kurzfristige Mortalität“, „postoperative Komplikationen“, „Krankenhaus-Aufenthaltsdauer“ und „Wiedereinweisung“ einen Zusammenhang zwischen Leistungsmenge und Behandlungsqualität zugunsten höherer Leistungsmengen.
Kein Zusammenhang wurde für die Zielgröße „Failure to rescue“ auf Krankenhausebene abgeleitet.
Leistungsmenge pro Arzt
Auch auf Arztebene zeigt sich bei allen Leberresektionen, die sich nicht eindeutig einer Major-Leberresektion zuordnen ließen, ein positiver Zusammenhang zwischen der Leistungsmenge und der Behandlungsqualität. Dies gilt für die Zielgröße „Versterben im Krankenhaus“ und auf Basis jeweils einer Studie für die Zielgrößen „Failure to rescue“, „postoperative Komplikationen“ und „Wiedereinweisung“.
Nur die Aussagen zur Zielgröße „Versterben im Krankenhaus“ basieren für alle untersuchten Leberresektionen auf den Ergebnissen einer Studie mit mäßiger interner Validität, alle anderen Aussagen beruhen auf Studien mit niedriger interner Validität.
Keine Aussage trafen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler für die Effekte von in die Versorgung eingeführten konkreten Mindestfallzahlen, da hierzu keine relevante Studie vorlag.
Im April 2024 hatte der G-BA das IQWiG beauftragt, den Bericht zum Zusammenhang zwischen Leistungsmenge und Qualität des Behandlungs-ergebnisses bei Major-Leberresektion zu erarbeiten. Der Bericht wurde in einem beschleunigten Verfahren als „Rapid Report“ erstellt, also ohne Zwischenprodukte (z. B. Vorbericht) und ohne Anhörung. Dem Auftraggeber ist dieser nun veröffentlichte Rapid Report am 31.1.2025 zugegangen.
DieserAuftrag zählt zu einer Reihe von Prüfaufträgen, die der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) dem Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) erteilt hat, geht es um die Frage, ob bei bestimmten medizinischen Eingriffen ein Zusammenhang zwischen der Menge der pro Krankenhaus und / oder Ärztin oder Arzt erbrachten Leistung und der Qualität des Behandlungsergebnisses nachweisbar ist.
Quelle: Pressemeldung „Major-Leberresektionen: Erfolgsaussichten steigen mit höheren Fallzahlen“, herausgegeben am 07.03.2025 vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)